Bei schweren Verletzungen kann ein Druckverband in der Ersten Hilfe eine entscheidende Rolle spielen, um intensive Blutungen zu stoppen. Hier erfahren Sie, wie Sie einen Druckverband korrekt anlegen und welche Punkte dabei wichtig sind.
Grundlagen des Druckverbandes
Wann ist ein Druckverband notwendig?
Bei stark blutenden Verletzungen ist sofortiges Eingreifen notwendig. Während es bei leichten Verletzungen wie oberflächlichen Schürfwunden ausreicht, eine sorgfältige Wundversorgung durchzuführen, steht bei tiefen Wunden zunächst die Blutstillung im Vordergrund. Da bei stark blutenden Wunden oftmals Arterien oder Venen verletzt sind und es bei hohem Blutverlust zu einem lebensbedrohlichen Schock kommen kann, muss schnell und präzise Erste Hilfe geleistet werden. Der Druckverband ist in solchen Situationen eine (lebenswichtige!) Notfallmaßnahme, die es zu ergreifen gilt, um die Blutung zu stillen.
Wenn Sie sich unsicher sind, wie schwerwiegend eine Wunde ist oder was es zu beachten gilt, sollten Sie immer ärztlichen Rat aufsuchen. Grundsätzlich gilt, medizinisches Fachpersonal zu konsultieren, wenn:
- Die Verletzung im Gesichtsbereich liegt
- Es eine Bissverletzung durch einen Menschen oder Tier ist
- Die Wunde stark blutet
- Die Wunde tief ist
- Das Blut pulsierend aus der Verletzung fliesst
- Anzeichen einer Infektion erkennbar sind (z.B. Rötungen, Pochen oder Schwellung)
- Sich ein Fremdkörper in der Wunde befindet
- Kein aktueller Tetanusschutz gegeben ist
Wie lange darf ein Druckverband bleiben?
Grundsätzlich gilt, dass ein Druckverband von ärztlichem Personal entfernt werden muss. Wann genau das Fachpersonal den Druckverband entfernen kann, hängt von der Blutung ab. Sobald diese gestillt ist, wird der Verband abgenommen. Über die nächsten Schritte der Behandlung entscheiden die behandelnden Ärzte und Ärztinnen.
Beobachten Sie die Wunde bis zur vollständigen Heilung und konsultieren Sie gegebenenfalls erneut die medizinischen Experten bei ausbleibender Verbesserung oder Verschlimmerung der Wunde. Durch diese Vorsicht kann eine potenziell gefährliche Wundinfektion vermieden werden.
Druckverband – Welches Material wird benötigt?
Bevor Sie einen Druckverband anlegen, benötigen Sie Material wie saubere Mullbinden, und sterile Kompressen. In Notsituationen zählt jede Sekunde. Daher ist es wichtig, die Materialien übersichtlich und griffbereit im Erste-Hilfe-Koffer bereitzuhalten. Für das Anlegen eines Druckverbands benötigen Sie diese Utensilien:
- Sterile Einweghandschuhe
- Sterile Kompressen
- Elastische Mullbinden
- Selbsthaftende Bandagen oder Heftpflaster zum Fixieren
- Eventuell eine Schere
Selbst kleine Verletzungen, wie an den Fingerkuppen, können anfänglich stark bluten. Ein Druckverband für den Finger anlegen kann helfen, indem Sie die Wundauflage mit einem dehnbaren Verband befestigen.
Druckverband anlegen: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Bevor Sie einen Druckverband anlegen, stellen Sie sicher, dass weder Sie noch die verletzte Person in Gefahr sind – dies gilt insbesondere an Unfallorten. Sollten Sie sich unsicher sein oder liegt eine schwere Verletzung vor, sollten Sie umgehend den Rettungsdienst verständigen und Erste Hilfe leisten, bis das Fachpersonal vor Ort ist. Um sich und andere vor Infektionen und Kontamination zu schützen, ist es wichtig, Einweghandschuhe bei der Versorgung zu tragen. Zudem ist es wichtig, besonders bei Kindern, durch ruhiges Sprechen zu beruhigen und jeden der Versorgungsschritte zu erklären. Dadurch können Sie gewährleisten, dass sich die verletzte Person in Sicherheit fühlen kann.
Stark blutende Wunden müssen immer ärztlich behandelt werden, da ein großer Blutverlust lebensbedrohlich sein kann und eine große oder tiefe Wunde ein hohes Infektionsrisiko birgt. Rufen Sie also vor oder spätestens unmittelbar nach der Erstversorgung einen Notarzt!
Ist ein Druckverband als Erste-Hilfe-Massnahme erforderlich, sollten Sie diese Schritte beachten:
- Hochlagern: Lagern Sie die verletzte Stelle hoch, um die Blutzufuhr zur Wunde zu verringern. Falls notwendig: Drücken Sie zusätzlich grössere Blutgefässe ins Wundgebiet ab. Wichtig: Entfernen Sie niemals selbst feststeckende Fremdkörper in der Wunde, da dies die Blutung verschlimmern kann.
- Wundauflage auflegen: Pressen Sie eine oder mehrere sterile Kompressen auf die Wunde, sodass diese vollständig abgedeckt ist.
- Wundauflage fixieren: Die Wundauflage wird fixiert, indem Sie das verletzte Körperteil zwei-bis dreimal mit einer elastischen Müllbinde umwickeln. Beachten Sie, dass die Binde straff, aber nicht zu fest angelegt ist. Andernfalls könnte die Durchblutung beeinträchtigt und das Risiko von Nerven- oder Gefässschäden erhöht werden.
- Druckpolster anlegen: Das Druckpolster wird in dem Bereich platziert, unter dem sich die Wunde befindet. Als Druckpolster eignet sich z.B. eine (verpackte) Fixierbinde.
- Druckpolster befestigen: Umwickeln Sie den verletzten Bereich mit der restlichen Mullbinde, um das Druckpolster zu befestigen. Dieser Schritt darf mit etwas Zug durchgeführt werden. Zum Fixieren des Mullbindenendes können Sie ein Heftpflaster nutzen.
Wenn der Verband Blut durchlässt, können Sie einen weiteren Druckverband anlegen, indem Sie die Schritte 4 und 5 erneut durchführen. Stellen Sie sicher, dass der verletzte Bereich weiterhin erhöht positioniert ist und kontrollieren Sie den Druckverband in regelmässigen Abständen, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Ob ein Druckverband korrekt angelegt wurde, erkennen Sie daran, dass er kein Durchbluten zeigt, keine Schwellungen, Blaufärbungen oder Stauung des verletzten Körperteils hervorruft. Der Puls am Arm bzw. Fuss sollte ständig fühlbar bleiben. Achtung: Ein Druckverband sollte stets so angelegt werden, dass er das verletzte Körperteil umschliesst. Aus diesem Grund eignen sich Druckverbände meist nur für Verletzungen an Armen und Beinen. Legen Sie niemals einen Druckverband am Hals an, da dies die Atmung oder den Blutkreislauf zum Gehirn lebensbedrohlich behindern kann! Bei intensiv blutenden Verletzungen am Kopf oder am Rumpf sollten Sie versuchen, den nötigen Druck manuell mit der Hand auf die Wunde auszuüben.
Konsultieren Sie medizinisches Fachpersonal, wenn es sich um eine tiefe Wunde handelt, die Wunde stark blutet oder Sie Anzeichen einer Infektion bemerken, wie z. B. Rötung, Schwellung, Schmerzen oder Überwärmung. Holen Sie ebenfalls medizinische Hilfe, wenn Sie nicht in der Lage sind, die Wunde selbst zu reinigen oder Fremdkörper aus der Wunde entfernt werden müssen.
Wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass zwar alle oben genannten Tipps und Ratschläge mit Sorgfalt zusammengestellt wurden, aber keineswegs medizinische Beratung und Behandlung ersetzen können. Lesen Sie bitte immer die Anwendungshinweise bzw. Packungsbeilagen unserer Produkte sorgfältig durch. Wichtig: Wenden Sie sich bei Fragen zur Wundbehandlung an medizinisches Fachpersonal.
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